Dienstag, 19. September 2017


Liebes- und Familiengeschichte im hohen Norden

Das Haus am Fluss
Autor: Tanja Heitmann
blanvalet Verlag 2017, 573 Seiten

Klappentext:

Eine Liebe, die für immer ist, wie der Verrat, der sie zerstört....
eines Morgens sitzt Marie im Auto und fährt-nach Norden. Gemeinsam mit ihrem Sohn will sie im alten Sommerhaus der Familie einen Neuanfang wagen, fenab der Geister ihrer Vergangenheit. Das heruntergekommene Anwesen liegt einsam in einem verwilderten Garten am Elbdeich und verspricht die ersehnte Ruhe. Doch während sie es renoviert, entdeckt Marie in den alten Mauern Spuren des Glanzes vergangener Zeiten. Sie erzählen eine Geschichte von Liebe und Verrat-und von der Hoffnung, dass es für das Glück nie zu spät ist.


Meine Meinung:

Es fing so langweilig an, dass ich es fast weggelegt hätte. Eine frustrierte Alleinerziehende die pleite in den Norden flüchtet, wo soll das schon hinführen? Aber die Trauer, die sie mit sich rumträgt, ist verblüffend anderer Natur, als man anfangs vermutet. Am tollsten fand ich, dass die Geschichte in zwei Zeitepochen spielt. Es ist gefühlvoll und spannend geschrieben. Abwechslung bringt wie schon gesagt das hin und her switchen zwischen den Zeiten und den zwei Frauenfiguren Marie, einer verschüchterten, trauernden Frau in einer glanzlosen Situation und Mina einer starken, mutigen Frau, die in einer glanzvollen Zeit, aber in einer Gesellschaft lebt, in der Frauen noch nicht alle Möglichkeiten der Selbstverwirklichung zur Verfügung stehen. Auch nicht denen aus reichen Familien. Trotzdem geht sie, nicht ohne Hindernisse, ihren Weg. Und wird trotzdem nicht für ihren Mut belohnt. Dafür gewinnt Marie mehr und mehr an Kraft und Zuversicht je mehr sie dank ihres Lebens im Haus ihrer Vorfahrin Mina über deren Leben herausfindet. Eine tolle Landschaft, eine spannende Spurensuche, eine grosse Liebe, ein bisschen History, schwierige Charaktere...schlicht der Stoff, aus dem gute Romane sind, danke Tanja Heitmann.

★★★★☆

Sonntag, 3. September 2017


Freud ist an allem schuld

Kurzweilige  Unterhaltung

Freud ist an allem Schuld
Autor: Paolo Genovese
btb Verlag 2017, 318 Seiten

Klappentext:
Die am weitesten verbreitete Krankheit ist die Liebe, sagt ein Mann, der es wissen muss: Francesco. alleinerziehender Vater von drei Töchtern ist Paartherapeut. Gefühlschaos ist an der Tagesordnung. Sorgen bereitet ihm vorallem Tochter Emma-noch Schülerin, aber liiert mit einem 50-jährigen verheirateten Architekten. Francescos verzweifelter Plan: Die Ehe des Architekten wieder kitten. Doch leider durchkreuzt genau das seine eigenen Liebespläne....

Meine Meinung:
Obwohl ich nicht so auf kurzweilige Unterhaltung und Beziehungsgeschichten stehe, sprach mich der Buchtitel entgegen dem Klappentext irgendwie an.
Es wurde deshalb auch nicht gerade ein Buch meines Herzens, eines von der Sorte, das einen in den Bann schlägt, verzaubert oder zum Träumen bringt. Aber es liest sich flüssig, ist liebe- und humorvoll geschrieben. Es birgt auch ein bisschen Spannung. So stellt man sich eine italienische Sommer- / Beziehungskomödie vor. Schnell, frech, lustig aber doch nicht ohne eine gewisse Tragik und Ernsthaftigkeit. Auch Homosexualität und Hörbehinderung werden als ernsthafte Themen gestreift. Auch wenn die Protagonisten manchmal vom Pech verfolgt sind, bleiben sie immer positiv, weil die Familie (Francesco und seine Töchter) zusammenhält. Gerne hätte ich ein bisschen mehr von der Atmosphäre Roms gespürt, wo der grösste Teil der Geschichte spielt.
Für eine lange Zugfahrt oder einen verregneten Sonntag sehr okay. Nicht zu tiefgründig, schnell zu lesen, gut unterhaltend.
Wäre ein tolles Drehbuch!

★★★☆☆